Falls Ihr noch ganz am Anfang steht, findet ihr hier eine kurze Definition, was eine freie Trauung überhaupt ist.
Obwohl immer mehr Paare frei heiraten, gibt es doch viele Brautpaare und auch Gäste, die selbst noch nie eine freie Trauung erlebt haben.
Deshalb kommen hier 9 Tipps, die dabei helfen, dass Eure Trauung unvergesslich wird.
Für eine wirklich unvergessliche Trauung braucht es jemanden, der die Einzigartigkeit Eurer (Liebes-) Geschichte erkennt und beschreiben kann.
Kein Paar ist wie das andere: Die einen sind seit Schulzeiten zusammen, die anderen haben sich vor einem Jahr übers Internet kennengelernt; die einen haben griechische und türkische Wurzeln, die anderen bayerische und sächsische; die einen wohnen in Deutschland und Amerika, die anderen zusammen im Haus der Schwiegereltern; bei den einen war es Liebe auf den ersten Blick, bei den anderen ein Prozess über Jahre; die einen waren schonmal verheiratet, die anderen hatten nie einen anderen Partner.
Es sind so unterschiedliche Geschichten – jedes Mal einmalig besonders.
Nichts schlimmer, als wie wenn bei freien Trauungen die kalten hard facts einer Kennenlerngeschichte heruntergerasselt werden. Erstens ist das für Euch und die Gäste ja nichts Neues und zweitens kommt man sich dann vor wie bei einem Vorstellungsgespräch.
Entscheidend ist Eure Geschichte im Hinblick auf das, was sie unter der Oberfläche ausmacht:
Wer seid Ihr beide? Wie lebt Ihr Eure Beziehung? Was macht Euch aus? Was klappt bei Euch so gut, dass Ihr Euch vorstellen könnt, den Rest Eures Lebens miteinander zu verbringen? Darum geht es! Das muss zum Ausdruck kommen, wenn der Funke überspringen soll.
Die perfekte freie Trauung ist für mich eine Trauung, in der Ihr Euch voll wiederfindet. Beide müssen innerlich sagen können: "Das passt zu uns. Das sind wir. Das ist unsere Sprache." Das Brautpaar soll sich in der Zeremonie so wohl fühlen wie in einer bequemen Lieblingshose.
Dazu braucht es oft Mut. Mut, auch mal "Nein" zu sagen zu den Ideen von Trauzeugen oder Eltern. Mut, Manches wegzulassen, was für andere dazugehört, für Euch aber gekünstelt wirken würde. Mut, Manches mit dazu zu nehmen, was Ihr schon immer cool findet, aber noch bei einer anderen Hochzeit erlebt habt.
Ihr sollt Euch entspannen und den Moment voll genießen können. Das ist die Voraussetzung dafür, dass etwas von der Zeremonie hängen bleibt.
Deshalb würde ich immer fragen: Wo fühlt ihr Euch sicher? Oder besser: Bei wem?
Die Antwort auf diese Frage hängt eigentlich immer an den Personen, die mitwirken. Also an der Frage: Wem vertraut ihr? Deshalb ist das Entscheidende meiner Meinung nach nicht die Location oder die Dekoration, sondern die Menschen, die die Zeremonie gestalten. Da muss die Chemie, das Bauchgefühl und die Sympathie einfach passen. Wenn man darauf achtet, spürt man so etwas zum Glück meistens schon nach 2 Minuten. Und dann ist es zweitrangig, ob man in einer Gartenloggia, Kapelle, Festhalle, Scheune oder Schlossanlage heiratet.
Viele der Paare, die ich traue, sind aus der Kirche ausgetreten oder haben schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Trotzdem sagen viele, dass sie an Etwas glauben und, dass sie sich wünschen, dass das auch in Ihrer Trauung vorkommt.
Manche Paare haben religiös unterschiedliche Hintergründe und haben dementsprechend auch Familien mit unterschiedlichen Erwartungen.
Manche Brautpaare sind gestresst, weil die Großeltern oder Eltern einer Seite sich eigentlich eine Trauung in der Kirche gewünscht hätten und nicht so richtig verstehen, wie eine freie Trauung genauso viel Bedeutung haben soll.
Meine Erfahrung nach macht beim Thema "Spiritualität" wie bei kaum einem anderen Thema der Ton die Musik. Umso authentischer, desto besser. Schon oft hab ich erlebt: Wenn man einen schönen Ton anstimmt, kann es sogar passieren, dass manch einer nachher mitsummt, der vorher noch gesagt hat, er sei eigentlich ganz unmusikalisch.
Es braucht Sensibilität für die verschiedenen religiösen Erwartungen, Fragen, Ängste und Wünsche. Lieber ein Satz weniger, als voll ins Fettnäpfchen getappt.
Die Zeremonie beginnt. Musik erfüllt den Raum. Und jetzt kommt Ihr. Euer Einzug ist ein einmaliger Moment - kostet ihn aus!
Ich weiß, dass es ungewohnt und vielleicht auch ein wenig unangenehm ist, wenn alle Blicke auf einen gerichtet sind. Aber denkt einfach an Eure Gäste, die es genießen, Euch beide zu feiern. Wenn ihr schon nach 20 Sekunden vorne vereint seid, wart Ihr definitiv zu schnell.
Insgesamt werdet Ihr merken, wie schnell eine freie Trauung an einem vorbei rauscht. Das hängt stark damit zusammen, dass Ihr höchstwahrscheinlich sehr aufgeregt sein werdet.
Es hilft, wenn Ihr Euch bei jedem einzelnen Punkt kurz innerlich sagt: "Genieß' es. Wir haben Zeit!"
Vom Einzug, über das Trauversprechen, den Ringtausch, den Kuss, das Hinausschreiten, die Gratulation: Nehmt alles bewusst wahr! Nicht umsonst habt Ihr viele Hundert Stunden Vorbereitungszeit investiert.
Auch wenn das wahrscheinlich übertrieben scheint: Macht Euch Gedanken zum Temperatur-Thema! Wenn Ihr im Sommer heiratet und Euch und den Gästen bei 30 Grad die Sonne aufs Gesicht scheint, macht das maximal 10 Minuten Spaß. Danach wird es schwer, sich auf die Trauung zu konzentrieren, weil man so von den Temperaturen abgelenkt ist.
Dasselbe gilt umgekehrt. In Deutschland ist wettertechnisch alles möglich. 13 Grad und Regen im August in Stuttgart sind keine Seltenheit. Falls ihr Eure Trauung wegen des Wetters nach innen verlegen müsst, fragt, wie es dort mit der Temperatur aussieht. Erst neulich hatte ich wieder eine Trauung, bei der die Braut die gesamte Zeremonie über vor Kälte geschlottert hat und das, obwohl wir "innen" gefeiert haben und mehrere Heizpilze aufgestellt waren. Das Problem war, dass die Zeremonie in einer alten (wunderschönen) Scheune stattfand, in der man aber die Tore nicht schließen konnte und es so enorm gezogen hat. Außerdem waren die Heizpilze zu weit von der Braut entfernt aufgestellt worden, sodass sie nichts von der Wärme abbekommen hatte. Leider merkt man all so etwas oft erst, wenn man schon mitten in der Zeremonie ist und dann will man nicht unbedingt unterbrechen.
Deshalb: Checkt das vorher ab! Wenn die Zeremonie innen stattfinden wird, fragt Euch: Ist der Raum winddicht oder zieht der Wind durch? Ist der Raum beheizbar? Falls ja, wie warm bekommt man ihn maximal? Gibt es Gas-Heizpilze? Falls ja, stehen sie so nahe beim Brautpaar, dass sie etwas von der Wärme abbekommen?
Und wenn eher die Hitze ein Problem ist: Wie bekommen wir Schatten für das Brautpaar und die Gäste? Gibt es eine Möglichkeit Ventilatoren aufzustellen? Können wir Fächer oder kleine Sonnenschirme austeilen?
Es lohnt sich, an diesem Punkt kurz vorzuplanen.
Wenn wir gerade schon bei den Witterungsbedingungen sind: Ich weiß, dass viele von einer herrlichen Sonne-Sommer-Hochzeit mit wunderschönem Sonnenuntergang und lauwarmen 25 Grad bis 23Uhr träumen. Das kann ich gut verstehen.
Aber: Fakt ist, dass es in Deutschland in jedem Monat von Mai bis Oktober möglich ist, dass die Temperatur unter 15 Grad fällt und es aus Kübeln regnet.
Ich würde mich nur auf Dinge verlassen, die ich kontrollieren kann und das Wetter könnt Ihr definitiv nicht kontrollieren. Oft starten Brautpaare enttäuscht oder frustriert in ihren monatelang vorbereiteten Hochzeitstag, weil das Wetter nicht so ist, wie sie es sich gewünscht haben. Diese Enttäuschung muss nicht sein! Wenn ihr euch von Anfang eurer Planungen an bewusst macht, dass ihr 0,0% Einfluss auf das Wetter bei Eurer Hochzeit haben werdet, dann habt ihr realistische Erwartungen. Und dann seid ihr auch nicht enttäuscht, wenn es bei eurer Hochzeit Mitte August regnet.
Denn Enttäuschung kommt von Ent-Täuschung. Es ist die Aufhebung einer Täuschung. Wenn ihr aber gar nie die der Täuschung erlegen seid, dass die Chancen sehr gut stehen, dass im Juni das Wetter schön ist, dann könnt Ihr auch nicht ent-täuscht werden.
Und für die von Euch, ohne die es ohne Wärme und Sonne einfach gar nicht geht, denen empfehle ich ernsthaft über eine Hochzeit im Süden Europas nachzudenken. Denn nur dort habt ihr eine fast sichere Wetter-Garantie. Ich denke da zum Beispiel an die Toskana oder auch an Mallorca.
Viele von Euch wünschen sich bei ihrer Hochzeit eine festliche Stimmung. Die kommt auch durch die Kleidung zum Ausdruck.
Wenn es Euch wichtig ist, dass Eure Dienstleister (Fotograf, DJ, Band, Kellner, Trauredner ...) "schick" kommen, dann sagt Ihnen das explizit! Das ist zwar nur ein Detail, aber wenn (wie dieses Jahr wieder erlebt) alle in Anzug oder Kleid kommen, der Fotograf aber Jeans und weißes T-Shirt trägt, wirkt das wie ein Fremdkörper.
Vor allem, wenn sich der Dienstleister während der Zeremonie viel bewegt, fällt es einfach auf, wenn seine Kleidung nicht zu den Gästen passt. Bei einer Hochzeit dieses Jahr hatte der Service-Chef zwar ein Hemd an, aber dazu eine verwaschene Jeans, eine Sängerin kam ebenfalls im Alltagsoutfit. Wenn Euch so etwas wichtig ist, dann reichen zwei kleine nette Sätze in den Vorgesprächen und schon hat sich das Thema erledigt. Ich empfehle übrigens eher zu benennen, was ihr nicht wollt (z.B. "Jeans", "T-Shirt", oder beim Trauredner "hellblauer Anzug"). Das ist oft eindeutiger.
In der Woche vor Eurer Trauung und auch am Hochzeitstag selbst kann noch ziemlich viel nicht so laufen, wie ihr Euch das vorgestellt habt.
Mittlerweile habe ich schon so viel gehört, sodass mich so leicht nichts mehr schockt: schwarze Schuhcreme auf weißem Hemd, kurz bevor man losgeht; fehlende Hotelzimmer, kurz bevor die Gäste kommen; ein Tag vor der Zermonie gemerkt, dass man vergessen hat, die Hussen für die Stühle abzuholen und jetzt hat der Laden zu; der Caterer hat die Hochzeit verwechselt; Streit mit der Mutter (Schwiegermutter, Onkel, Sohn, Fotograf, ...), usw.
Vielleicht läuft bei Euch alles glatt, vielleicht aber auch nicht. Falls nicht, will ich euch an diesem Punkt den Tipp mitgeben, dass Ihr euch an eurem Hochzeitstag auf das fokussiert, was wirklich wichtig ist. Worum geht es? Ich würde sagen: Im Kern geht es um Euch zwei, um Eure Liebe, um Eure Geschichte, um Euer Ja, um Euer Versprechen. Das wollt ihr feiern. Deshalb sind eure Gäste gekommen.
Und alles andere ist eigentlich nur Deko. Macht Euch nicht verrückt wegen allerlei Äußerlichkeiten. Eine hilfreiche Frage kann sein: Werden wir uns in 10 Jahren noch daran erinnern? An Eurer Trauung geht es um Euch beide. Und das, was Ihr zusammen erlebt habt, kann Euch niemand nehmen. Kein Umstand kann die Freude darüber trüben, dass Ihr zwei Euch gefunden habt!
Wenn Ihr so denkt, dann habt Ihr nicht nur Eure Trauung frei, sondern auch ihr.
Meines Erachtens ist die Trauung das Zentrum und der Mittelpunkt Eurer ganzen Hochzeit.
Seid euch bewusst, dass die Trauzeremonie enormes Gewicht hat. Sie prägt die Stimmung des ganzen Tages und kann euch wie eine Feder in alle möglichen Richtungen katapultieren. Wenn die Zeremonie fröhlich, romantisch und inspirierend ist, überträgt sich diese Stimmung auf Euch und Eure Gäste und Ihr startet so in Eure Ehe.
Ihr werdet einander nur ein einziges Mal in Eurem Leben vor Euren Familien und Freunden dieses Versprechen geben. Auch wenn es sich vielleicht etwas kitschig anhört: Die Erinnerung an diesen Moment wird tatsächlich für immer bleiben.
Ich würde sagen, das ist einer der persönlichsten Momente im Leben und einer der Momente, an den ihr Euch wahrscheinlich Euer ganzes Leben lang zurückerinnern werdet.
Und jetzt: Ratet mal, wer immer Teil dieser Erinnerung sein wird. Genau, der Trauredner!
Der Trauredner wird Euch das Versprechen abnehmen, die Traurede halten, den Ringtausch begleiten, zu Euch sagen: „Ihr dürft Euch jetzt küssen!“, usw.
Das heißt, ob ihr es wollt oder nicht, der Trauredner wird an diesem Tag und in Eurer Erinnerung immer ein Teil von diesem Moment sein. Wenn Ihr in 5 Jahren an den Ringtausch zurückdenkt, dann wird in Eurem mentalen Bild auch der Trauredner mit dabei sein.
Deshalb bin ich der Meinung, dass die Entscheidung, wer Eure freie Trauung durchführt, keine Entscheidung ist wie jede andere, sondern mit die wichtigste Entscheidung im Hinblick auf Eure Hochzeit überhaupt. Macht hier keine Kompromisse. Engagiert nicht den Erstbesten, sondern hört auf Euer Bauchgefühl! Ihr solltet das Gefühl haben, dass Ihr Eurem Redner/eurer Rednerin voll vertrauen könnt und dass er wirklich etwas zu sagen hat.